Heute musste ich arg mit mir kämpfen, denn eigentlich war ich ziemlich k.o., was normal für ein Spiel in der Nähe kein Problem gewesen wäre. Allerdings gab es nichts wirklich
Nahes von zuhause, was mir ein neues Kreuz bescheren würde. Die am kürzest entfernte Alternative war C-Klssse in Ludwigshafen, was aber auch schon 1:40 Stunden von mir zuhause entfernt ist
oder wir hätten Kreispokal Gummersbach bei einem A-Ligisten (1:45 Stunden Fahrzeit). Es blieben des weiteren noch ein Landesliga Mittelrhein Spiel in Bonn (2 Stunden am Steuer und auf dem
Nebenplatz angesetzt) oder zwei Partien im Mittelrhein-Pokal: wobei eines von vorne herein weg fällt, da es aus Sicherheitsgründen nach Bergisch-Gladbach verlegt wurde und die BELKAW-Arena
gehört bereits zu meiner Sammlung. Ansonsten bliebe noch Zülpich gegen Viktoria Köln, aber hier reden wir schon von knapp über zweieinhalb Stunden Anreise, was für einen Werktag eigentlich
viel zu viel bzw. viel zu weit ist. Irgendwas sollte auf jeden Fall werden, denn ab kommender Woche beginnt ja sowieso die „Saure Gurken Zeit“ ohne Spiele Abends unter der Woche, die
mindestens bis Anfang, eher sogar bis Mitte Februar andauert und da bin ich ja genug daheim. Ich war aber wirklich sehr, sehr unentschlossen und wog mehrmals alle positiven und negativen
Aspekte auf und gegeneinander ab. Mehrmals wechselte ich den Gedanken „da fahre ich hin“ und als ich heute morgen aufgestanden war, dachte ich sogar „heute geht‘s nach der Arbeit heim und auf
die Couch“, nahm aber vorsichtshalber doch dicke Klamotten mit, die man bei Temperaturen um den Gefrierpunkt derzeit Abends definitiv braucht. Morgens dann noch mit OFC-Buddy Alex getextet,
aber leider kamen wir nicht überein. Dennoch hatte ich wieder Lunte gerochen und war motiviert Abends einen Kick anzusteuern. Da ich mich irgendwann ja mal entscheiden musste, sagte ich mir
einfach „Okay, Zülpich, das wird‘s!“, natürlich wissend, dass es die härteste Alternative von allen Möglichkeiten ist. Eigentlich wirklich bekloppt, zumal ich die ganzen letzten Tage
irgendwie wenig und auch nicht gut geschlafen hatte. Es handelt sich aber auch um das höchstmögliche Heim-Team, welches auf dem eigenen Hauptplatz, einem Kunstrasenplatz, spielt. Die
Entscheidung war gefallen und ich rüttelte nun auch nicht mehr daran.
Ich stand um 16:04 Uhr an der Stechuhr und zwei Minuten später startete ich den Motor meines Autos auf dem Firmenparkplatz und mein Navi hatte ein wenig Verkehr zu bieten.
Die 249 Kilometer einfache Strecke wurden mit 2:39 Stunden Fahrzeit angegeben, das bedeutete somit exakt 15 Minuten Puffer. Da ich auf der Karte allerdings nichts ausmachen konnte, was in
Richtung Parkplatz hindeutete und auch von einer Anreise mit dem PKW abgeraten wurde, wäre es mir schon ganz recht mindestens diese Zeit zu halten oder (falls möglich) vielleicht noch ein
paar Minuten zu gewinnen. Aber schauen wir mal was der Verkehr so sagt, denn der spricht bei meiner Planung noch ein gewaltiges Wort mit. Erst einmal musste ich durch den Arbeitsverkehr in
den Käffern mich bis Staden durchkämpfen, aber irgendwie hatte ich bis zur Auffahrt auf die A45 schon zwei Minuten gewonnen, obwohl es gefühlt kaum voran ging. Ich blieb auf meiner
„Standard-Autobahn“ bis Wetzlar, von wo mich die B49 bis nach Linburg brachte. Ab hier dann auf der A3, aber alsbald dann auf die A48, welche ich am Kreuz Koblenz verließ und auf der A61
weiter fuhr. Diese war zuerst gut befahren, aber ich kam nicht zum Stillstand, das war wichtig. Später, in Richtung Kerpen bei Köln, war sie dann aber überraschend frei, womit ich nicht
unbedingt rechnete. Am Kreuz Bliesheim wechselte ich noch ein letztes Mal die Autobahn und zwar auf die A1 in Richtung Euskirchen, musste aber knapp zehn Kilometer später den Highway
verlassen. Ein klein wenig Landstraße und ich parkte mein Auto sogar schon um 18:32 Uhr nur knapp fünf Minuten Fußmarsch entfernt vom Eingang, top, das war zeitlich viel besser als erwartet.
Am Eingang 12 Euro gezahlt, war ich drinnen und gönnte mir zum Abendessen erstmal eine Wurst (die sehr lecker war), bevor ich meine halbe Foto-Runde drehte. Erst einmal nur eine halbe Runde,
weil ich tatsächlich hinter dem vom Eingang gegenüberliegenden Tor noch ein Plätzchen vorne an der Sportplatz-Barriere ergattern konnte. Da sonst soweit alles zugestellt war, nutzte ich diese
Chance und bewegte mich auch nicht mehr weg.
Der TuS Chlodwig Zülpich spielt in der Landesliga Mittelrhein (Staffel 2) und steht hier zur Winterpause auf Platz Sechs. Zum einzigen Aufstiegsrang sind es bereits 15 Punkte Rückstand, zum ersten Abstiegsrang auch bereits elf Punkte Vorsprung. Es spricht also alles für eine „entspannte“
Rest-Saison, in der es „nur“ noch um die bestmögliche Platzierung zum Saisonende geht. Die Gäste aus Köln treten drei Ligen weiter oben, in der 3. Liga, an und stehen derzeit auf Rang Zehn,
irgendwo im nirgendwo. Zum Aufstiegsrelegationsplatz sind es sieben Punkte Rückstand, zum ersten Abstiegsplatz nach unten sind es nur fünf Punkte Vorsprung. Gegen genau diesen Gegner auf den
ersten Abstiegsrang, Hannover 96 II, spielt man am kommenden Wochenende ein sehr wichtiges Spiel in der Liga, die danach noch einen Spieltag hat, also bis zum 22.12. spielt, wo um 19:30 Uhr
das letzte Match vor der Winterpause erst angepfiffen wird. Dem entsprechend wechselte Olaf Janßen, Trainer des Drittligisten, seine Truppe auf neun Positionen gegenüber dem letzten Ligaspiel
und einer der beiden Verbliebenen war sogar noch der Torhüter.
Als alle 22 Akteure bereit standen, rief eben jener Schlussmann noch „Achtung, langer Ball“. Der Unparteiische pfiff die Partie an, es gab tatsächlich den langen Ball,
gefolgt von einem direkten Querpass und in der Mitte wurde der TuS-Stürmer unschwer überhörbar abgeräumt - Foulelfmeter für den Mittelrheinligist nach exakt 8(!) Sekunden. Diese Chance ließ
man sich nicht entgehen und führte nach etwas mehr als einer Zeigerumdrehung mit 1-0. Es waren keine vier Minuten gespielt und plötzlich wurde es dunkel, Flutlichtausfall! Neben mir wurde
schon gesagt „Oh man, wie immer. Das dauert jetzt wieder eine halbe Stunde, wenn es überhaupt wieder kommt...“. Das waren für mich ja ganz tolle Aussichten (denkt euch jetzt mein Augenrollen
dazu). Weihnachtslieder und Handy-Lichter war kurzzeitig ja mal lustig, aber bei 2:40 Stunden Heimfahrt hatte ich eh schon mit einer Rückkehr erst um 23:30 Uhr gerechnet. Noch weniger Lust
hatte ich allerdings auf einen Abbruch und 500 Kilometer Fahrerei für Nichts. Nach wenigen Minuten sagte der Stadionsprecher dann, dass der Fehler behoben sei und es ein paar Minuten dauern
würde, bis alle Lampen wieder an sein würden. Nun gut, dann warten wir mal und tatsächlich gingen die Flutlichter nacheinander in großem Abstand wieder an und nach 24 Minuten Unterbrechung
wurde das Spiel endlich fortgesetzt. Der Drittligist spielte ruhig weiter und traf nur vier Minuten nach Wiederbeginn zum Ausgleich. Sukzessive traf Köln in regelmäßigen Abständen und bei
Abpfiff der ersten Hälfte nach 45+25 Minuten stand es 1-4. Das spiegelte aber eigentlich den Spielverlauf nicht unbedingt wider, denn gefühlt war die Viktoria sechs Mal vor den Zülpicher
Gehäuse, traf dabei vier Mal, setzte einen Ball an den Pfosten und wurde einmal im letzten Moment beim Torschuss geblockt. Die TuS spielte offensiv eigentlich ganz ordentlich mit und hatte
neben einen Kopfball an die Latte auch noch ein, zwei weitere ganz gute Chancen. Aber in Hinsicht der Effektivität wurden die
Unterschiede zwischen dritter und sechster Liga ganz deutlich. Nach dem Seitenwechsel verkürzte der Underdog in der 53. Minute, um im direkt nächsten Angriff sogar das vermeintliche 3-4 zu
erzielen. Inmitten des Schusses kam aber der Pfiff des Schiedsrichters, der in der Entstehung ein Foul gesehen haben wollte. Für mich eher fragwürdig, allerdings stand ich auch 80 Meter
entfernt. Zülpich die ersten Minuten klar tonangebend, aber der einzige gelb vorbelastete Spieler machte an der Mittellinie ein völlig unnötiges Foul und fortan war der Mittelrheinligist nur
noch zu Zehnt auf dem Feld. Auch wenn sie unmittelbar danach sogar noch eine gute Torchance hatten, war hier aber nun merklich die Luft raus. Die Viktorianer glänzten weiterhin nicht, wie
schon auch die Zeit zuvor, aber es reichte um es nun recht souverän gegen Zehn Gegner nachhause zu spielen. Wahrlich kein Ruhmesblatt des Drittligisten, aber letztendlich zählt im Pokal nur
das Weiterkommen und das haben sie erreicht.
Um 21:27 Uhr fuhr ich von meinem Parkplatz los und das Navi zeigte 2:32 Stunden Fahrzeit bis zu mir nachhause an. Extrem clever von mir noch mal schnell in den Supermarkt am
Ortsrand zu springen um zwei, drei Sachen zu kaufen, die ich auch problemlos noch morgen oder übermorgen hätte holen können. Das Ganze packte nochmal zehn Minuten auf das Navi und als ich auf
die A1 fuhr, zeigte die Uhr bereits 21:50 Uhr an. Logischerweise wieder die gleiche Strecke wie auf der Hinfahrt, denn das ist der kürzeste und schnellste Weg in Richtung Heimat. A1, A61,
A48, A3, B49, A45, das kennen wir ja bereits. Trotz Müdigkeit kam ich sehr gut voran und holte sogar noch ein klein wenig Zeit vom Navi herunter. So stellte ich mein Auto noch vor Mitternacht
um 23:58 Uhr in der Garage ab und verschwand oben dann ruckzuck in mein Bett, denn ich war wirklich ziemlich „im Arsch“.