Eigentlich haben wir im November immer zwei Wochen Urlaub für USA-Reisen eingeplant. Diese hatte ich auch in diesem Jahr arbeitstechnisch so eingereicht, aber da recht früh
feststand, dass wir nur eine Woche nach New York machen, stand für mich früh fest, dass ich die zweite Woche, die ich nicht brauche, verschieben werde. Im dienstlichen Urlaubskalender
geschaut, stach mir direkt diese Woche ins Auge, denn allzu viel war sowieso nicht mehr frei. Also erstmal verschoben bzw. auch schon geschaut, erste spanische Liga war angesetzt, Copa
Italia, Serie C und auch ein wenig was auf dem Balkan. Optionen gab es also einige, aber da ja alles logischerweise noch nicht exakt terminiert war, konnte auch final noch nichts geplant
werden, auch wenn mir das Sarajevo-Derby in Bosnien natürlich direkt ins Auge gestochen war und auch erstmal die erste Idee einer Reise war. Ich war recht entspannt und hatte noch nichts
vorgebucht, auch keine Flüge o.ä., sogar eine Anreise mit dem Auto stand im Raum, erst Recht, wenn es Italien werden würde. Knapp anderthalb Wochen zuvor ging es dann in die erste heiße Phase
der Buchung, da sich heraus kristallisierte, dass das Belgrad-Derby, welches eigentlich für das Wochenende zuvor angesetzt war, aufgrund der Champions League Terminierungen (Roter Stern wurde
auf Donnerstag angesetzt) auf Montag verschoben wurde. Dazu sickerte durch, dass in Sarajevo Mittwochs gespielt werden würde und aufgrund der Terminierungen von der Woche zuvor Zrijnski
Mostar Dienstags spielen sollte. Hin- und Rückflug ab Dortmund bis Belgrad waren für knapp unter 170 Euro zu haben und da Mietwagen vor Ort recht günstig sind, entschieden wir uns für eine
entspanntere Anreise durch die Luft. Bei einer Anreise mit dem eigenen PKW hätten wir sonst Sonntags direkt nach dem Nauheim-Spiel aufbrechen müssen, irgendwo in Richtung Grenze zu Österreich
eine kurze Hotel-Nacht (maximal ca. vier Stunden Schlaf) einstreuen müssen und hätten dann mit noch mal locker neun Stunden Fahrt rechnen müssen. Da der Anpfiff in Belgrad auch auf 19 Uhr
gelegt wurde, wäre das alles in Hetzerei ausgeartet und das Flugzeug war doch auf jeden Fall die einfachere und sichere Variante. Dazu buchte ich bereits das Hotel für die erste Nacht und
Matthias, der neben Patrick zu meinen Mitreisenden gehörte, der buchte die Tickets für das Spiel in Belgrad, nachdem ich gesehen hatte, dass diese im freien Verkauf waren. Die Bosnier
terminierten ihre Spiele für unter der Woche tatsächlich erst am Freitag zuvor und nachdem wir über die Verbands-Homepage die finale Bestätigung für Mostar Dienstags und Sarajevo Mittwochs
hatten, buchte Matthias dieses Mal das Hotel und ich dann die Tickets für das zweite Derby unserer Reise. Mostar bot online keinen Ticketverkauf an, aber hier waren wir auch komplett
entspannt und würden die uns dann vor Ort kaufen. Matthias hatte sowieso bereits Urlaub und kümmerte sich dazu noch um die Mietwagen-Buchung, die sich aufgrund des Grenzübertrittes
Serbien/Bosnien-Herzegowina als nicht so einfach herausstellte, aber dann nach dem ein oder anderen Telefonat mit einer Verleih-Firma, doch endlich abgesprochen war (eine finale Buchung geht
dann sowieso erst vor Ort). Somit waren wir erst einmal mit den Buchungen durch und mussten nur noch darauf warten, bis es endlich los geht.
Am Sonntag Abend vor der Reise stand noch das EC Bad Nauheim Heimspiel gegen den Aufsteiger aus Weiden an, welches nach schwacher Leistung mit 2-3 verloren wurde, was meine
Laune für heute Abend schon gewaltig in den Keller jagte. Diese noch nicht genug, erhielt ich gerade als ich Patrick in Friedberg am Bahnhof abholte eine Whatsapp von Micha (der unsere Ziele
der nächsten Tage kannte), mit der Information darüber, dass im Partizan Stadion, wo wir morgen das Belgrad Derby schauen wollten, der Rasen in der Nacht zuvor angezündet und Glasscherben
dort verteilt wurden. Zuerst dachte ich von Anhängern des Gegners, von Roter Stern, aber nach dem Lesen des Berichts wurde mir klar, dass es eigene Anhänger waren, die gegen die
Vereinsführung protestieren. Wahnsinn, eine komplett andere Welt! Dazu wurde angekündigt, dass man allen Ultras, die dem Spiel beiwohnen werden, „bekämpfen“ würde. Das Spiel stand erstmal
gewaltig auf der Kippe, aber der Präsident setzte alles daran, dass dieser Kick wie geplant stattfinden würde. Immerhin hatten wir für den Fall einer Absage um 16 Uhr etwa 45 Kilometer (in
Richtung rumänischer Grenze) entfernt noch ein Zweitliga-Spiel in der Hinterhand beim ehemaligen Erstligisten Smederevo, die ja auch ein 17.000er Stadion haben. Nichtsdestotrotz wäre das
natürlich mega ärgerlich, denn das Derby war ja eins von den beiden Highlights der Tour, da wir es aber nicht ändern konnten, hieß es halt einfach: Abwarten! Wie bereits oben erwähnt, nahm
ich Patrick bereits am Sonntag Abend mit zu mir nachhause, denn bei unserer frühen Abfahrtszeit morgen früh hätte mit der Bahn aber auch gar nichts sein dürfen, sonst hätte es alles nicht
mehr pünktlich funktioniert. Bei mir zuhause trank ich noch ein Frust-Bier und wir schauten noch Darts und Football im TV, bevor es ziemlich genau um Mitternacht in die Waagrechte
ging.
Der Wecker klingelte bereits um 4 Uhr wieder und wir machten uns schnell fertig, denn die Abfahrt hatten wir für 4:30 Uhr angesetzt, da bisher noch niemand von und
Erfahrungen mit dem Flughafen Dortmund hatte und auch immer noch die Sache mit der gesperrten Autobahnbrücke bei Lüdenscheid ist und wir bei einer späteren Abfahrt dort voll in den
Berufsverkehr kommen würden. Matthias war auch bereits eingetroffen und wir kamen pünktlich bei mir zuhause los und auch sehr gut durch den Verkehr. Selbst bei Lüdenscheid war es halbwegs
entspannt und wir verloren fast gar keine Zeit, so dass ich mein Auto bereits um 7:10 Uhr auf einem Park&Ride-Parkplatz in Holzwickede (wo sich ja der Flughafen befindet) abstellen
konnte. Wir wähnten uns eigentlich zu früh, aber es dauerte noch ein wenig, bis wir ein Flughafen Shuttle zum Airport erreichten und hier dauerte es dann am Security Check ewig, da nur zwei
Bänder zur Kontrolle vorhanden sind. Aber andererseits waren vielleicht auch nur 50-60 Personen vor uns, aber bei diesem Klientel (sorry!) muss man sich echt fragen wie die durch‘s Leben
kommen. Die ganzen Erlebnisse hier zu erzählen, das würde komplett den Rahmen sprengen, einfach nur unfassbar! Aus diesem Grund war unsere frühe Ankunft in Dortmund dann doch sehr gut, denn
nachdem wir gemütlich ans Gate geschlendert waren, war hier sogar das Boarding schon eröffnet. Wir ließen uns aber noch Zeit und gingen erst, als es doch bereits recht leer in Warteraum
wurde. Dennoch mussten wir draußen noch einige Minuten warten, aber immerhin ging es mit dem einsteigen los, als es anfing zu regnen und wir hatten Glück nicht noch nass zu werden. So saßen
wir um 9:15 Uhr im Flieger und hatten Hoffnung, dass es pünktlich um 9:40 Uhr los gehen konnte, aber nach und nach kamen noch Nachzügler und zur eigentlichen Abflugszeit waren noch nicht mal
die Türen verriegelt. Der Abflug geschah dann erst um 10:10 Uhr, aber immerhin sagte der Pilot, dass wir 1:40 Stunden brauchen würden, also hätten wir bei der Landung nur etwa zehn Minuten
Verspätung, wenn das so hin kommt. Des Weiteren hatte ich Glück, dass bei den von Wizz Air zugewiesenen Sitzplätzen (Platzreservierung hätte 39 Euro zusätzlich gekostet) in meiner Reihe nur
mein Mittelplatz und der Platz am Gang von einer jungen, schmalen Dame belegt war und ich so vor dem abheben noch auf den Fensterplatz wechseln konnte und wir uns auch ein wenig ausbreiten
konnten. Die erste halbe Stunde konnte ich sogar mal ein wenig schlafen, was bei mir im Flieger ja nicht immer der Fall ist, danach schrieb ich bereits einen Großteil des Textes bis hier.
Über Regensburg und Linz (Österreich), ging es vorbei an Pecs (Ungarn) und Osijek (Kroatien), bevor wir in den serbischen Luftraum einflogen. Hier ging es an Novi Sad vorbei, wo ich vor
anderthalb Jahren auch erst meinen Länderpunkt Serbien gemacht hatte, immer geradeaus in Richtung Hauptstadt. Hier setzte der Flieger um 11:48 Uhr bei strahlendem Sonnenschein auf und nachdem
wir dann angedockt hatten, mussten wir im Terminal noch eine ganze Ecke laufen und hatten an der Passport-Kontrolle noch eine längere Schlange vor uns. Danach mussten wir noch die
Autovermietung suchen, die im Terminal nicht ein einziges Mal angeschrieben war. Auch das bekamen wir geregelt und nachdem wir unser Auto abgeholt hatten, ging es auf direktem Wege zum Hotel.
Hier kamen wir um 14 Uhr an und unser Zimmer war glücklicherweise schon bezugsfertig, obwohl der Check-In eigentlich erst ab 15 Uhr möglich war. Wir hielten uns aber nicht lange auf, sondern
setzten uns direkt in das Restaurant unten im Hotel und es gab die ersten Cevapcici und Biere der Tour, very, very nice! Danach gingen wir noch in einen Supermarkt in der Nähe und kauften
Dosenbier und Getränke für‘s Zimmer bzw. auch die Fahrt morgen. Auf eben jenes Zimmer ging es dann gegen 16:30 Uhr, wo wir kurz die Beine hoch legten und uns eine knappe Dreiviertelstunde
später von der Rezeption ein Taxi rufen lassen wollten, aber es war leider kein Taxi verfügbar, welches Kartenzahlung akzeptierte. Nun gut, Hotel war eh nur in 1,8 Kilometer Entfernung zum
Stadion gebucht, also liefen wir erstmal los. Es war ganz angenehm zu laufen und auch immer mal was zu anschauen, so zogen wir es bis zum Stadion durch. Hier kamen wir etwas mehr als eine
Stunde vor Anpfiff des Spiels an und trafen auf Justin (bereits im Mai 2023 in Nordhorn getroffen) und Marco, zwei weiteren Patrick bekannten deutschen Hoppern. Um zu unseren Block zu
gelangen mussten wir das Stadion einmal fast komplett umrunden und auch am Gäste-Eingang vorbei, wo natürlich ein großer Andrang herrschte. Bei unserem Einlass dann die übliche
Laibesvisitation und ich hatte vergessen meinen Geldbeutel auszuräumen und musste deswegen die noch vorhandene Ein Euro Münze einfach zu Boden werfen. Egal, wir waren drin und das war erstmal
das Wichtigste. Drinnen eine Cola geholt (Bier gab es logischerweise nur ohne Alkohol) und auf unsere Plätze gegangen, wo mir aber direkt auffiel, dass hier nicht das
typische Klischee der teuersten Ticket-Kategorie steht. Ich meinte zu den anderen, dass wir lieber ein klein wenig in Richtung in Richtung Kurve gehen sollen, was im Nachhinein komplett
richtig war, sonst hätten wir mittig im Supporter-Bereich gestanden. Dort waren die, die dem Verein noch wohlgesonnen sind und teilweise dann auch den kleinen Haufen in der Kurve mit
Effe-Fingern und Beleidigungen bewarf, wenn diese mal etwas supporteten. Schon eine krasse Situation in einer Fan-Szene, aber gut, ist deren Sache und gibt es ja nicht zum ersten Mal im
Fußball.
In diesem 184. Eternal Derby in Belgrad gab es recht deutliche Tendenzen vor dem Spiel, denn während die Einheimischen wie ein komplett verstrittener Verein wirkten und auch
nur auf dem 7. Tabellenplatz herum dümpelten, waren die Gäste mit drei Punkten Vorsprung Spitzenreiter und hatten sogar noch ein Spiel weniger absolviert. Zudem konnte man sich für die
Champions League Gruppenphase qualifizieren, auch wenn es hier in der vergangenen Woche im ersten Spiel der Gruppenphase eine 1-2 Niederlage zuhause gegen Benfica gab. Diese Vorzeichen
bewahrheiteten sich auch auf dem Rasen, denn es war absolute Überlegenheit von Roter Stern. Einzig in den Anfangsminuten konnte Partizan ein wenig mithalten und irgendwann ab Minute 15 etwa
wurde es eine klare Angelegenheit, wobei der Führungstreffer für FK Crvena Zvezda Beograd ein (für mich) zweifelhafter Elfmeter nach VAR-Entscheid war. In der Nachspielzeit der ersten
Halbzeit traf dann noch der vom VfB Stuttgart ausgeliehene Silas zum 0-2, was merklich schon ein wenig die Luft aus dem Spiel nahm. Nach dem Seitenwechsel fiel recht früh der dritte Treffer
und spätestens nach dem 0-4 in der 65. Minute war es sichtlich nur noch Schaulaufen für den Spitzenreiter. Die einheimischen Fans sangen sich nun ein wenig Galgenhumor von der Seele, wie man
der Mimik entnehmen konnte. Allgemein war es leider kein guter Auftritt der Heimseite, aber wie ich oben bereits erwähnte, liegt hier auch einiges im Argen. Die Gäste hingegen lieferten einen
sehr guten Auftritt ab, mit großer Anzahl an Fans, viel Singsang und hoher Mitmach-Quote. Dazu eine Choreo zu Spielbeginn und immer mal einer Fackel und dazu zwei größeren Pyro-Einlagen. Sie
wussten auf jeden Fall im allgemeinen zu überzeugen und retteten uns ein wenig das Erlebnis, aber wenn man überlegt, dass der Montag normal mein freier Tag ist, dann ist das
logischerweise um Welten besser als auf der Couch zu liegen. Zudem natürlich einen serbischen Ground gemacht, das macht man auch nicht alle Tage, von daher will ich das alles gar nicht klein
reden bzw. klein schreiben.
Wir blieben nach Beendigung der Partie noch einige Minuten im Stadion und der Heimbereich leerte sich recht schnell, nachdem man das eigene Team verabschiedet hatte (besser
als ich dachte, nach einer Derby-Klatsche zuhause). Auf der anderen Seite war sowieso Blocksperre angesagt und es wurde deswegen noch ausgiebig mit der Mannschaft gefeiert. Irgendwann machten
wir uns auch auf den Weg und holten uns stadionnah noch ein Pljeskavica im Brötchen, Alkohol gab es in der Umgebung des Grounds immer noch nicht. Wir liefen dann den gleichen Weg mit den fast
zwei Kilometern zum Hotel zurück und wollten hier eigentlich noch ins Restaurant gehen, welches aber dummerweise geschlossen hatte. Schade, wir hätten uns gerne noch ein, zwei Bierchen drauf
gegönnt, dass am heutigen Tag soweit alles funktioniert hatte. Bock darauf nochmal zurück in die Stadt zu laufen hatte auch Niemand mehr, also gingen wir dann doch auf unser Zimmer. Hier
laberten wir noch ein wenig sinnloses Zeug, daddelten am Handy herum und machten gegen Mitternacht das Licht aus. Normal schaue ich in einem Hotel immer noch ein wenig in Spielplänen herum
oder schreibe an meinem Bericht, aber heute war selbst ich zu müde und zudem wusste ich ja, dass wir morgen eine lange Autofahrt vor uns haben, wo ich in aller Ruhe auch noch tippen
kann.
Zu Teil 2 des Berichtes => KLICK!