Über den heutigen Tag zerbrachen wir uns bereits länger den Kopf, denn es stand schon einige Zeit fest, dass weder mein Verein, noch Matthias‘ Truppe, heute angesetzt waren.
Wir hatten viele Ideen und die hier alle aufzulisten würde wohl tatsächlich den Rahmen sprengen. Vor zwei Wochen auf unserer Schweiz/Italien-Tour sprachen wir dann nochmal darüber und
schauten uns die Spielpläne erneut an. Von oben nach unten und von unten nach oben, das Ganze dann auch zwei oder drei Mal. Auf meine Ansage, dass ich gerne mal wieder nach England machen
würde, aber so kurzfistig sicherlich kein bezahlbarer Flug mehr zu finden sein würde, machte sich Matthias auf die Suche. Vom FRA, der von uns zuhause ja am naheliegendsten ist, gab es nach
dem abwandern von Ryanair und den Billigfliegern natürlich mal wieder nichts, was wir bezahlenn wollten. Von Nürnberg das Gleiche, aber von Köln ab fand er plötzlich was. Es war irgendwo kurz
hinter dem Mont Blanc Tunnel, als er mir 66 Euro für Hin- und Rückflug mitteilte und ich natürlich Feuer und Flamme war, zumal die Flugzeiten recht ordentlich waren, morgens hin und Abends
zurück, so dass wir auch kein Hotel brauchen würden. Eigentlich wollten wir das dann in unseren Hotel in Vercelli noch buchen, aber aufgrund unserer Müdigkeit hatten wir es schlichtweg
vergessen. Am nächsten Tag schauten wir nochmal nach und der Preis war tatsächlich sogar auf 62 Euro gesunken, also buchten wir uns erstmal den Flug. Zwischendurch hatten wir natürlich nach
verfügbaren Spielen geschaut: Brentford gegen Chelsea natürlich fast unmöglich Tickets zu ergattern. Blieben in der Premier League also noch Tottenham und Fulham mit Heimspielen, dazu in der
Championship, der zweiten Liga, wäre Millwall daheim gewesen (habe ich aber bereits besucht gehabt) oder in der League One + Two (3. + 4. Liga) zum Beispiel Leyton Orient oder Wimbledon.
Letzterer der beiden Kicks war aber ein Mittagsspiel, also zeitlich nicht mit unserem Flug zu vereinbaren. Wir schauten online bei Tottenham, aber hier konnte man für jenes Spiel gegen
Crystal Palace nur Tickets kaufen als Seasonticket Holder oder mit sämtlichen sinnlosen Platin-, Gold- oder Silber-Memberships. Für alle anderen hatte man einen Button, den man anklicken
sollte, wenn man weder eine Dauerkarte hat noch ein Membership besitzt. Klickte man drauf, kam „buy here your membership“. Einfach nur noch nervig bei vielen Vereinen auf der Insel
(hauptsächlich natürlich die großen Clubs). Also dann mal bei Fulham geschaut und hier war der General Sale bereits im Gange, aber es gab noch einiges an Karten, aber logischerweise buchte
ich dann Montags doch die beiden Tickets und wir waren auf der sicheren Seite.
Am gestrigen Abend lieferte dann der Herzensverein EC Bad Nauheim in Dresden ein super Auswärtsspiel ab und dürfte nach dem 3-1 Sieg den Klassenerhalt und den Einzug in die
Pre Play-offs bei 3 Punkten und 14 Toren Vorsprung quasi sicher haben. Entsprechend gelöst nach der Anspannung der letzten Tage und Wochen machte ich mich mit Consti aus der Landeshauptstadt
Sachsens auf den Heimweg und stellte meine Karre um 2:30 Uhr zuhause ab, nachdem ich unterwegs doch drei kurze Pausen zum Luft schnappen machen musste, da ich die ganze Woche recht unruhig
geschlafen hatte. Bis ich im Bett lag und eingeschlafen war, dürfte es sich bereits um kurz vor 3 Uhr gehandelt haben. Dieses Drecksding namens Wecker riss mich dann um 5:15 Uhr komplett
unsanft aus dem Schlaf und 20 Minuten später war ich dann auch schon wieder außer Haus. Den Treffpunkt mit Matthias um 6 Uhr in Langenselbold verpasste ich um eine Minute, aber das Navi
zeigte 8:08 Uhr als Ankunftszeit am Bahnhof Porz-Wahn an, wo man kostenfrei parken kann und mit der S-Bahn nur eine Station zum Flughafen hat. Ohne dass Matthias raste, ging die Zeit immer
weiter nach unten und wir kamen exakt um 8 Uhr dort an, fanden einen super Parkplatz und zogen unser Ticket (3,50 Euro die Einzelfahrt). Ein paar Minuten warten war noch angesagt, bis unsere
bei Abfahrt in Langenselbold sowieso anvisierte Bahn uns dann einsammelte und zum Aeropuerto fuhr. Hier brachten wir den Sicherheits-Check direkt hinter uns, bevor ich mir noch ein belegtes
Brötchen und ein Bier gönnte. Kurz darauf begann auch schon das Boarding und um 10:03 Uhr war Abflug mit acht Minuten Verspätung. Ich hatte unterwegs immer mal kurzzeitig die Augen zu, aber
ein richtiges Schlafen war es nicht, hatten wir zwischendurch mal für ein paar Minuten mit Wind zu kämpfen und dazu kamen natürlich die nervigen Verkaufsdurchsagen über den Lautsprecher. Nun
gut, kennen wir ja alles schon vom „Onkel Rainer“, aber egal, hauptsache er brachte uns günstig und sicher in das Mutterland des Fußballs. Und das tat er, wir landeten um 9:57 Uhr (Ortszeit)
in Stansted, rollten dann aber noch einige Minuten, gefühlt fast bis London durch. Und woran merkt man, dass viele Deutsche im Flieger sind? Klar, kaum steht die Maschine, muss unbedingt der
Gurt aufgerissen werden und sich in den Gang gestellt werden, wahnsinn, manchmal fehlen mir echt die Worte… Bis wir den Kutter verließen, zeigte der Tacho dann bereits 10:15 Uhr an, aber da
wir ja kein Gepäck abzuholen hatten, konnten wir direkt zur Passkontrolle laufen. Danach noch schnell ein Getränk gekauft, wunderte ich mich bereits warum alle bei den Schaltern für Busse
stehen und die Automaten für den Stansted Express komplett unbelegt waren. Als ich dann dort angekommen war, sah ich direkt den Grund, denn am heutigen Tag ist dieser wegen Bauarbeiten außer
Betrieb. Also mussten wir uns auch Bus-Tickets kaufen bis zur Victoria Station und drinnen die Dame sagte, dass alle halbe Stunde ein Bus fahren würde. Nun gut, Fahrkarte gekauft und raus zur
Bushaltestelle, hier traf uns fast der Schlag, denn es standen hunderte Menschen und warteten auf einen Bus. Die Minuten vergingen, erst passierte gar nichts, dann kamen auf einen Schlag
einige Busse. Die Schlange wurde bedeutend kürzer, aber als die ersten Busse fuhren, standen wir immer noch. In mir stieg schon der Hass-Pegel und ich fing bereits an zu rechnen. Wenn wir
vielleicht noch zwei Busse hätten warten müssen, dann könnte das alles komplett eng werden. Allerdings hatten wir dann doch das Glück, dass ein Großteil in der langen Schlange für eine andere
Route anstand (macht total Sinn erstmal alle anstehen lassen und dann vorne zu selektieren wer wohin will). Klasse Organisation… NICHT! Auf jeden Fall ging das Glück sogar so weit, dass wir
dann einen der letzten Plätze im Bus unserer Route ergattern konnten und um 11:20 Uhr endlich los fuhren. Die ersten 20 Minuten verliefen problemlos, aber nördlich von London, auf Höhe
Loughton erstmal Stau auf dem Highway, was uns die nächsten 10-15 Minuten kostete. Unser weiterer Weg führte uns am Olympiastadion von West Ham vorbei, aber immerhin hatte der Regen, der
einsetzte als wir noch am Flughafen waren nun wieder aufgehört. Der Stadtverkehr tat auch sein übriges, dass wir nur sehr schleppend voran kamen, da nutzte es auch nichts, dass wir mit dem
Tower of London, der Tower Bridge und dem London Eye eine halbe Stadtrundfahrt zu Gesicht bekamen, denn so langsam machte ich mir doch ein wenig Gedanken um die Zeit. Da wir nicht wussten, ob
der Bus weierhin bis zu unserem geplantem Halt an der Victoria Railway Station nur im Schritt-Tempo voran kommt, machte ich Matthias den Vorschlag an der Station Waterloo auszusteigen und mit
dem Uber ans Stadion fahren zu lassen für 24 Pfund, wie ich vorher überprüft hatte. An der Victoria Station hätten wir ja auch erst noch eine Oyster Card kaufen, um mit der Bahn zum Stadion
zu fahren, wo die näheste Haltestelle über ein Kilometer entfernt ist, also hätten wir noch Zeitverluste durch den Einkauf und das Laufen zum Stadion gehabt. Matthias willigte meiner Idee
ein. Also ausgestiegen, den Uber bestellt und um 14:10 Uhr kamen wir am Stadion an. das war wohl definitiv die richtige Entscheidung, zumal wir so auch noch einen Chesseburger essen konnten,
da wir ja fast noch nichts im Magen hatten. Etwa 25-30 Minuten vor Anpfiff standen wir am Eingang des Craven Cottage vom Fulham Football Club, es gab keine größeren Schlangen und der Security
Check war auch mehr alibihaft, als ernst gemeint. Wir gingen dann in unseren Block, indem wir beide saßen, aber erstmal nicht nebeneinander, sondern Matthias saß vier oder fünf Reihen schräg
über mir, da es beim Kauf der Tickets leider keine zwei zusammenhängenden Plätze mehr gab.
In einem Spiel der Premier League, also der höchsten englischen Liga, trafen mit dem Fulham FC und Brighton & Hove Albion zwei Mittelfeld-Teams aufeinander, die mit dem
Abstieg sicherlich nichts mehr zu tun haben werden. Auch nach oben sollte eigentlich der Zug zu den Europapokal-Plätzen abgefahren sein, aber durch den geänderten Modus der Champions League
erhalten in Zukunft immer die statistisch beiden besten Länder des Vorjahres einen zusätzlichen Platz für das kommende Champions League Jahr geschenkt und somit würden sich Europa League- und
Conference League-Teilnehmer um einen Platz nach unten verschieben. Der Abstand von Fulham als Zwölftplatzierter dürfte tatsächlich ein wenig zu viel sein, aber Brighton als aktuell Siebter
hätte für diesen Fall nur fünf Punkte Rückstand. Aktuell steht England in dieser Tabelle allerdings hinter Italien und Deutschland nur auf Rang 3, da müssten sie noch ein wenig aufholen in
den laufenden europäischen Wettbewerben. Als ich das Stadion betreten hatte, freute ich mich tierisch endlich mal wieder ein englisches Stadion zu machen, leider ist das Craven Cottage zum
Teil modernisiert, ohne durch die alte Haupttribübe und das Haus in der Ecke (siehe Bilder) den alten Charme komplett zu verlieren. Spielerisch begann die Partie recht verhalten und leider
kam es nicht zum direkten deutschen Duell auf dem Rasen. Während Bernd Leno das Fulham-Gehäuse hütete, musste der aktuell für den „Premier League Player of the Month“ (Februar) nominierte
Pascal Groß erstmal auf der Gäste-Bank Platz nehmen. Irgendwie hatte man zu Beginn das Gefühl, dass keiner den ersten Fehler machen wollte und es fühlte sich eher wie ein direktes
Abstiegsduell zwei Spieltage vor Schluss an. Irgendwann übernahmen die Gastgeber dann doch immer mehr die Initiative und kamen zu ersten Tormöglichkeiten. Einer dieser wurde dann auch durch
einen schönen Schlenzer nach etwas mehr als 20 Minuten genutzt, allerdings hatte der Torschütze auch recht zentral wenig Gegenwehr vor sich. Etwa zehn Minuten danach ein Flankenball von außen
und in der Mitte traf der Stürmer der Cottagers, der in den letzten vier Spielen bereits vier Mal genetzt hatte, zum 2-0. Der Gästeblock war ziemlich voll und hatte bis dato auch recht
ordentlich abgeliefert, aber nun wurde es hier dann doch bedeutend ruhiger. Von der Heim-Seite war im ganzen Spiel nur wenig zu vernehmen und völlig sinnloserweise wurden hier Klatschpappen
vor dem Spiel an die Sitze gehängt - und diese wurden auch noch benutzt. Allerdings merkte man auch direkt, dass viele „Fußball-Touristen“ im Stadion waren, die hier dann einfach mit machten.
In der Halbzeit wechselte Matthias zu mir runter, denn schräg vor mir waren vier Plätze nebeneinander frei und wir konnten zusammen schauen, wie die erste Viertelstunde nach dem Seitenwechsel
erneut ziemlich dahin plätscherte. Pascal Groß war mittlerweile ebenso eingewechselt, wie auch das ehemalige Wunderkind Ansul Fati (vom FC Barcelona ausgeliehen) und Albion fing nach einer
Stunde Spielzeit an wenigstens ein wenig offensiver zu werden. Zeitweise sah es sogar aus wie ein Powerplay um den Strafraum von Fulham herum, aber wirklich durch kam man nur selten und Leno
musste kaum eingreifen. In der Nachspielzeit setzten die Gastgeber durch einen Konter dann noch endgültig den Deckel auf die Partie und zum Schluss der Partie stand ein absolut zu hoch
ausgefallener 3-0 Heimsieg auf der Anzeigetafel des Stadions.
Nach dem Spiel liefen wir ein wenig aus dem von der Polizei abgesperrten Bereich heraus und kauften hier in einem Geschäft noch mal gekühlte Getränke. Anschließend riefen wir
uns direkt wieder ein Uber zur Victoria Station, wo wir eigentlich auch vor dem Spiel ankommen wollten. Hier stiegen wir um 18:02 Uhr aus und sahen wie die ganzen Busse direkt vor unserer
Nase weg fuhren. Geile Sache, nächster Bus dann 30 MInuten später, nun gut, dann noch Zeit für einen Toilettengang und ein belegtes Brötchen. Immerhin fuhr der folgende Bus dann pünktlich um
18:30 Uhr weg, aber es war erneut verdammt viel Verkehr in der Stadt und gab einige Verzögerungen. Er lieferte uns dann um 20:01 Uhr am Airport Stansted ab und bei offizieller Schließung des
Gates um 20:55 Uhr (letztendlich wurde es dann wie meistens halt immer einige Minuten später), wären wir vermutlich ins schwitzen gekommen, wenn wir den Bus um 18:30 Uhr an der Victoria
Station nicht erreicht hätten. Allgemein war es leider so, dass wir das ein oder andere Mal auf die Uhr schauen und rechneten mussten und es nicht der entspannte Trip wurde, den wir uns
erhofften, aber durch die Sperrung des Stansted Express leider zunichte gemacht wurde. Statt jeweils 40-50 Minuten Zugfahrt hin und zurück, saßen wir insgesamt einiges über vier Stunden im
Bus und mussten uns zusätzlich noch Uber bestellen, damit es problemlos funktionierte. Auch für mein „Full English Breakfast“ nach Ankunft und dem Pub-Besuch nach dem Spiel war keinerlei
Chance da. Am Gate trank ich noch ein Abschluss-Bierchen, denn Boarding und Abflug fanden mit Verspätung statt, aber immerhin dauerte der Flug nur von 21:46 bis 23:38 Uhr - und hier ist die
Stunde Zeitverschiebung schon eingerechnet (Flugdauer also nur 52 Minuten). Das aussteigen verlief auch mal wieder chaotisch und bei der Einreise in die EU saßen für unseren voll ausgebuchten
Flieger ganze zwei Zolllbeamte. Immerhin erreichten wir unsere S-Bahn um 0:26 Uhr und waren vier Minuten später wieder am Bahnhof in Porz-Wahn. Direkt zum Auto und schnell noch den Drive-In
eines amerikanischen Schnellrestaurants besucht, ging es weiter nachhause. Leider war ich heute kein guter Beifahrer, denn mein Körper raffte mich dahin und ich verpennte fast die komplette
Strecke, während Matthias uns sicher nach Hessen brachte. In Hanau tankten wir für eine faire Benzinkosten-Abrechnung nochmal voll und unser geneinsamer Weg endete dann um 3:10 Uhr in
Langenselbold, wo wir uns trennten und ich dann das letzte Stück alleine nachhause fuhr. Um 3:40 Uhr war ich komplett zuhause und legte
mich auch völlig übermüdet recht schnell ins Bett, immerhin konnte ich morgen halbwegs ausschlafen.