Wir hauten direkt nach den vier Minuten Nachspielzeit ab, aber ich hatte die ganze Zeit schon mein Navi ein wenig beobachtet. Am Ortsausgang war vor dem langen Tunnel ein
Unfall und ziemliches Chaos, die Fahrzeit zu unserem geplanten mittleren Spiel hatte sich verdoppelt. Das war noch nicht genug, denn beim verlassen des Stadions waren plötzlich andere Straßen
gesperrt und logischerweise genau diese, die wir uns ausgesucht hatten um schnellstmöglich zum geparkten Auto zu gelangen. Jetzt mussten wir noch weiträumiger den Ground umlaufen (1,5 km
statt 600 Meter) und als wir endlich am Auto waren, zeigte uns das Navi eine Ankunft etwa zur Halbzeit des Spiels an und dann hätten wir noch keinen Parkplatz gehabt. Das alles kam natürlich
für uns nicht in den Sinn und so verzichteten wir schweren Herzens auf das Bonus-Spiel beim AC Renate. Wir steuerten also direkt Bergamo als Ziel unseres Abendspiels an und wollten unterwegs
noch irgendwo eine Pizza essen. Das Vorhaben zeigte sich aber als äußerst schwer, denn entweder waren die Pizzerien für heute noch nicht geöffnet oder ganz geschlossen. Dann also doch erstmal
ans Stadion gefahren, das Auto in 500 Meter Entfernung abgestellt und vor Ort geschaut, neben einem amerikanischen Schnellrestaurant gab es nur noch einen weiteren Burger-Laden direkt am
Stadion, aber unser Navi zeigte uns dann doch noch eine geöffnete Pizzeria an in fünf Minuten Fußweg Entfernung. Hier ließen wir uns nieder und nahmen die gewünschte Pizza zu uns, die okay
war, nicht mehr und nicht weniger. Danach ging es wieder zu Fuß zurück zum Stadion und obwohl noch über eine Stunde bis zum Anpfiff war, gingen wir in den Innenraum des Stadions und warteten.
Erst spät füllte sich das Stadion, aber letztendlich war es dann bis zum Spielbeginn wirklich komplett voll (mit Ausnahme des Gästeblocks, wo sich 60-70 Hanseln aus dem etwas mehr als 200
Kilometern entfernten Sassuolo befanden). Da sich das Stadion immer noch im Umbau befindet (aber schon in der Endphase), waren einige Wege noch gesperrt und als ich aufgrund von Müdigkeit
noch mal nach vorne in Richtung Ausgang lief, verpasste ich fast den Anpfiff, weil ich tatsächlich über zehn Minuten brauchte, bis sich die lange Schlange durch die engen Wege gedrängelt
hatte.
Atalanta, eine der Überraschungsmannschaften der Serie A, befindet man sich derzeit auf einem 4. Tabellenplatz, noch vor Vereinen wie Napoli, Lazio oder der Roma, und dürfte
nächste Saison sogar Champions League spielen, wenn man diesen Rang halten kann. Sassuolo hingegen kämpft, wie fast jede Saison, erneut gegen den Abstieg und befindet sich nicht weit entfernt
von den drei Abstiegsrängen (nur ein Punkt Vorsprung auf Hellas Verona). Auch heute war man weitestgehend auf verlorenem Posten. Die Gastgeber bestimmten das Spiel nach Belieben und hätten in
der ersten Hälfte gefühlt bereits „den Deckel drauf machen können“, traf aber nur einmal ins Gäste-Gehäuse. Die einzige Chance für Sassuolo noch mal ins Spiel zu kommen, war die Nachspielzeit
der ersten 45 Minuten. Nach einer Flanke gab es Proteste und nach VAR-Entscheid dann auch Elfmeter für die Jungs aus der Region Emilia-Romagna. Der erste Versuch wurde allerdings vom Torhüter
entschärft, jedoch gab es direkt danach erneut ein Pfiff und der Unparteiische zeigte wieder auf den Punkt, da sich der Torhüter wohl zu früh von der Linie bewegt hatte. Unfassbarerweise
wurde aber auch der zweite Strafstoß (gleicher Schütze) vom Keeper gehalten. Direkt danach wurde zum Pausentee gebeten und der Jubel der einheimischen Fans war natürlich riesig. Von diesem
Down-Erlebnis erholten sich die Gäste nicht mehr und man war nach dem Seitenwechsel weiterhin komplett unterlegen. Atalanta spielte es ruhig herunter, baute die Führung kontinuierlich aus und
am Ende stand ein standesgemäßer und hochverdienter 3-0 Heimsieg. Die Stimmung war in den Hochphasen sehr laut und brachial, aber zwischendurch waren auch immer mal längere ruhige Phasen
dazwischen. Aus dem Gästeblock war von den wenigen Zuschauern nur ganz selten mal etwas zu vernehmen.
Wir liefen noch während der Nachspielzeit zum Ausgang und gerade als wir dort angekommen waren, pfiff der Schiedsrichter auch ab, das passte prima, denn so gingen wir dann
direkt raus. Zu Fuß die etwas mehr als fünf Minuten zu unserem Parkplatz hinter uns gelegt, waren wir hier glücklicherweise noch vor dem ganzen Abfahrtschaos und kamen somit wirklich gut weg.
Zuerst mussten wir nochmal etwa drei Kilometer in die Stadt zum Bahnhof, wo Patrick eine halbe Stunde zuvor mit dem Zug aus Verona angekommen war. Nachdem er zugestiegen war, hatten wir 283
Kilometer vor uns, die mit etwas mehr als drei Stunden ausgelegt waren. Die A4 bis Mailand, dann die A9 in nördlicher Richtung sollte es eigentlich ganz normal bei Chiasso über die Grenze
gehen, aber hier wsr die Autobahn tatsächlich wegen einer Nachtbaustelle gesperrt, was uns 30 Minuten Gekurve über Landstraßen einbrachte. Vor und hinter dem Gotthard-Tunnel jeweils noch eine
Pinkelpause eingelegt, kamen wir um 2:54 Uhr in unserem gebuchten Hotel, dem ibis budget Luzern City, an. Was dann passierte ist eigentlich tatsächlich nicht zu glauben: Ich stellte das Auto
neben dem Gebäude ab, die anderen blieben draußen und ich wollte eigentlich einchecken. Eigentlich, ja… Auf der Rezeption stand aber ein Schild „I went on Emergency, please wait!“ bzw. „Ich
bin gleich wieder da!“. Okay, zwar schwer nervig, weil wir hundemüde waren und nur noch ins Bett wollten, aber naja, der/die Rezeptions-Herr/Dame wird ja sicherlich gleich kommen. Die Minuten
vergingen, erst 5, dann 10, dann 30 und es wurden immer mehr. Ich versuchte auf der Homepage angegebenen Telefonnummer anzurufen, aber es war Niemand da und sprang auch nicht auf eine
Zentrale um, oder so. Nächste Idee: Wir riefen das andere Ibis-Hotel in der Stadt an, aber hier sagte mir der Rezeptionist, dass sie eigentlich gar nicht wirklich zusammen arbeiten und da er
auch noch recht neu wäre, wüsste er jetzt nicht was er machen solle. Auch nicht, als ich ihn erklärte, dass hier alles offen steht und wir rein theoretisch die Kühlschränke leer machen, die
Laptops klauen und die Küche anzünden könnten. Haben wir natürlich alles nicht gemacht, aber es gab welche, die aus ihren Zimmern kamen um Getränke kaufen und einen von ihnen war es beim
dritten Mal schauen zu blöd und er bediente sich einfach selbst. Wie hätten ja nicht mal wegfahren und ein anderes Hotel nehmen können, denn bei Ein- und Ausfahrt waren Schranken und unser
Ticket natürlich nicht entwertet. Da der Herr am Telefon um zehn Minuten bat und schauen wollte, was er tun konnte, warteten wir noch mal weiter. Plötzlich öffnete sich die Tür, aber es kam
nicht das Hotelpersonal, sondern Herr Polizist und Frau Politesse. Ich vermute mal, dass diese dann vom Rezeptionskollegen gerufen wurde, um nach dem rechten zu schauen. Zuerst schauten sie
sich im Erdgeschoss um, telefonierten ein wenig und nach einigen Minuten klärten wir mit ihnen dann ab, dass wir die hinter der Rezeption liegenden Zimmer-Karten mal ausprobieren würden.
Diese waren glücklicherweise bereits freigeschaltet und so konnten wir um 4:15 Uhr endlich auf unsere Zimmer. Wir machten uns ruckzuck bettfertig, aber bis ich dann letztendlich vor lauter
Ärgernis einschlafen konnte, war es locker schon in Richtung 5 Uhr.