An diesem Wochenende ergab sich die seltene Konstellation für mich, dass ich im Laufe der Bad Nauheimer Eishockey-Saison einen Sonntag zur freien Verfügung habe, da das
sonntägliche Spiel verlegt bzw. sogar bereits ausgetragen wurde. Wie immer hatte ich einige Ideen, die über Rumänien oder Malta bis nach Spanien, Italien oder Portugal reichten. Hier und da
waren mir die Flüge zu teuer, aber bei Wizz-Air gab es an einem Tag eine Aktion mit vergünstigten Flügen nach Bukarest. Dummerweise spielt an meinen zwei freien Tagen nur die erste Liga und
diese war noch nicht final terminiert. Da der Rückflug nur Sonntag morgens möglich gewesen wäre und Samstags in Rumäniens Top-Liga normalerweise nur zwei Spiele stattfinden, war mir das zu
unsicher. Ich liebäugelte dann erstmal mit Spanien (oder auch mit Italien), sah aber irgendwann, dass an diesem Wochenende auch die FA Cup Spiele in England nun fix terminiert waren. Leeds
United FC gegen Millwall FC hört sich sowieso nach einem geilen Spiel an und dieses war auf Samstag um 12:15 Uhr terminiert worden (Ligaspiele sind ja immer eine Viertelstunde später), so
dass es evtl. mit Huddersfield Town FC pünktlich um 15 Uhr klappen sollte. Dazu dann noch Abends um 19 Uhr Eishockey in Manchester. Die Ticket-Situation überprüft, denn in Leeds bekommt man
in der Liga oftmals ohne Season Ticket oder Membership als „Normalo“ gar kein Ticket, aber in den beiden englischen Pokalwettbewerben ist es zumeist einfacher an Karten zu kommen. So war es
auch hier, für letzte Woche Montag sollte es einen General Sale geben und ich fragte zuvor noch die üblichen Verdächtigen, aber irgendwie wollte oder konnte Niemand mit. Die Flüge nach
Manchester standen gesamt auf 38 Euro und nachdem ich nochmal eine Nacht darüber geschlafen hatte, sollten sie plötzlich nur noch 31,82 Euro kosten. Spätestens jetzt war es ein „No-Brainer“
und ich schlug zu. Falls es mit Leeds-Tickets nichts werden würde, hätte ich halt die Tour umbauen müssen, aber bei dem Flugpreis kann man wenig falsch machen. Als der Verkauf der
Fußballtickets los ging, war ich pünktlich online, war aber erst einmal in einem Warteraum. Als ich dann dran war, war es aber erstaunlich einfach noch etwas zu bekommen, auch wenn meine
Wunsch-Blöcke wegen „Family Sector“ nicht verfügbar waren. Letztendlich war es mir aber fast egal, hauptsache dabei und so hatte ich mir wenige Minuten später meine Zugangsberechtigung
gesichert. Leider gab es keine Parkplätze zu buchen, denn das hätte mir sehr geholfen, da ich nach Landung auch nicht die allergrößte Menge an Zeit habe und eigentlich gerne gut parken würde,
damit ich dann gut zum zweiten Spiel die bestmögliche Abfahrt haben kann. In Huddersfield gegen Reading FC war es natürlich absolut kein Problem ein Ticket zu bekommen und hier gab es auch
einen Parkplatz am Stadion zu buchen. Diese acht Pfund investierte ich gerne, denn der Zeitplan wird definitiv eng gestrickt sein bei meinen beiden Fußballspielen und wenn man dann möglichst
zwei Mal 90 Minuten sehen will, dann muss man dafür halt auch mal mehr zahlen. Das Eishockey-Spiel und den Mietwagen buchte ich ebenfalls direkt danach noch dazu und so fehlte nur noch die
Übernachtungsmöglichkeit, welche ich aber etwa vor einer Woche auch reservierte - wieder in der Nähe des Flughafens von Manchester. Diese Wohnung wurde mir dann aber drei Tage vor Abflug
storniert wegen eines angeblichen Systemfehlers. Ich buchte eine weitere Wohnung, erhielt knapp fünf Minuten nach der Buchung erneut eine Mitteilung, dieses Mal wäre die Wohnung angeblich
nicht verfügbar. Das wurde mir dann zu blöd und da ich unbedingt in Flughafen-Nähe übernachten wollte, griff ich wieder auf das Hotel zurück, welches Matthias und ich vor zwei Wochen hatten.
Eigentlich war mir ein Einzelzimmer hier zu teuer, aber zwei Tage vor Abflug war halt auch nicht mehr die allergrößte Auswahl und so biss ich eben in den sauren Apfel.
Nachdem es bei den beiden letzten England-Trips Ende Januar jeweils von ECN-Auswärtsspielen direkt durch (aus Ravensburg) oder mit nur zwei Stunden Schlaf zuhause (nach dem
Spiel in Weiden) an den Flughafen Köln ging, war gestern Abend wenigstens ein Heimspiel angesagt. Ein wichtiger Sieg (wenn auch durch zwei späte Gegentore erst in Overtime und somit ein
verlorener Punkt) im Kampf um den Klassenerhalt wurde errungen. Bis ich dann aber zuhause war, ein wenig herunter gefahren hatte und im Bett endlich eingeschlafen war, dürfte es etwa 0:15 Uhr
gewesen sein. Ich wurde bereits eine handvoll Minuten vor dem klingeln des Weckers um 4:20 Uhr wach, gammelte aber noch bis zum rappeln im warmen und kuscheligen Bett herum. Nach einer Dusche
zum wach werden, startete ich um 4:55 Uhr den Motor meines Autos und machte mich auf die 203 Kilometer zum kostenlosen P&R-Parkplatz am Bahnhof Porz-Wahn, die das Navi mit 2:08 Stunden
angegeben hatte. Das bedeutete nur 15 Minuten Puffer und eigentlich wollte ich noch einen Stop bei einem Bäcker für Frühstück einlegen, aber das halt logischerweise nur, wenn es zeitlich
passt. In Berstadt ging es auf die A45 und als ich bei Wetzlar auf die B49 wechselte, hatte ich schon fünf Minuten gewonnen. Auch weiterhin war wenig los, selbst auf der A3, aber es war ja
auch noch früh. Deswegen hatte ich dann wirklich Zeit noch schnell zwei belegte Brötchen zu kaufen und weil ich am Bahnhof noch einen guten Parkplatz fand, als ich um 6:55 Uhr dort angekommen
war, konnte ich im Auto sogar noch in aller Ruhe frühstücken. Um 7:18 Uhr trudelte die S-Bahn ein und vier Minuten später war ich am Flughafen, wo Security-Check und Passkontrolle wieder mal
ziemlich flott gingen und mein Gate dann auch direkt das Erste hinter der Passkontrolle war, so dass ich hier nach meinem Geschäft immer noch einige Zeit herum gammeln musste. Unser Kutter
traf auch recht spät ein und so begann das Boarding noch später als sonst eh immer schon. Ich ging gechillt als Drittletzter in Richtung Flieger und normal kann man dann schon fast direkt in
die Maschine durch laufen, aber heute stand ich noch auf dem Rollfeld. Es zog sich ewig hin und meine Gedanken über den ein oder anderen Passagier behalte ich lieber für mich, außer: „Die
Menschheit ist einfach nur noch verdummt!“. Diskussionen über die Größe des Handgepäcks gab es such noch weiter vorne und es wurde sogar mit der Airport Security gedroht. So weit kam es zum
Glück nicht, aber gegenüber der letzten beiden Male, wo wir um 9:05 bzw. 8:59 Uhr abgehoben waren, war es heute bereits 9:14 Uhr. Gerade heute, wo eh alles eng getaktet ist, wunderbar... Der
Flug verlief weitestgehend ruhig, selbst der vor dem Start noch plärrende Balg in der Reihe unmittelbar hinter mir hielt die Klappe. Ein ganz klein wenig konnte ich dusseln, aber viel war es
nicht - trotzdem besser als Nichts und um 9:25 Uhr landeten wir auf englischem Boden. Immerhin saß ich in der drittletzten Reihe und war somit recht schnell aus dm Flieger draußen und
überholte auch auf dem Weg zur automatischen Passkontrolle noch den ein oder anderen Passagier. Auch hier war wenig los und so stand ich bereits um 9:40 Uhr an der Bushaltestelle, wo der
Shuttlebus zum Rental Car Village abfährt. Dieser dreht durchgehend seine Runde und das kann mal ganz schnell gehen bis er kommt, kann aber durchaus auch mal ein wenig dauern. Nachdem sich
beim Flug alles ein wenig verzögert hatte, dauerte hier beim Bus keine zehn Minuten, bis er am Terminal 3 vorbei kam. Erstmal die anderen alle rein gelassen und direkt vorne am Eingang
hingestellt, damit ich dann nach einer Viertelstunde Fahrt vorne als Erster aussteigen kann. Während sich viele bei der Autovermietung erstmal in die Schlange stellten, ging ich auf direktem
Wege zum Anmelde-Automat, bei dem man sich registrieren muss und man wird nach und nach aufgerufen. Insgesamt vier Personen waren vor mir dran (wovon aber Einer wegen des vergessenen
Anmeldens hinter mich rutschte), bei zwei besetzten Schaltern. Alles in allem ging es doch recht schnell und so startete ich um 10:20 Uhr den Motor meines Mietwagens und hatte 89 Kilometer
vor mir, die das Navi mit exakt einer Stunde angegeben hatte. Das klappte bis jetzt dann alles doch besser als gedacht und ich hatte eigentlich 55 Minuten Puffer, aber als ich unterwegs war,
konnte man sehen wie der Verkehr rund um Leeds immer mehr wurde, dem entsprechend mein Puffer immer weniger. Ich kam aber doch recht gut durch und fuhr exakt dort hin, wo ich mir vorher etwas
zum parken heraus gesucht hatte. Es war quasi „vor“ dem Stadion, um dann nach dem Spiel hier nicht in den Abfahrtsstau zu geraten. Die Idee war richtig, aber das dachten sich natürlich viele
und so endete die parkende Autoschlange an der Straße 1,5 Kilometer vom Stadion entfernt. Ich brauchte knapp 20 Minuten gemütlich zu Fuß in Richtung Elland Road. Mein Kleingeld hatte ich
natürlich mal wieder im Rucksack im Auto vergessen, also musste ich dort angekommen ein Stückchen ums Stadion, um mein Matchday Program mit Kreditkarte bezahlen zu können. Am Eingang in der
Schlange angestellt, noch ein Toilettengang gemacht und als ich auf meinem Sitzplatz angekommen war, war es bereits 12:05 Uhr, also zehn Minuten vor Spielbeginn.
Im Sechzehntel-Finale des FA Cup standen sich hier zwei Zweitligisten gegenüber und das Spiel war aufgrund von Rivalität, sowie der Vergangenheit der beiden Fanszenen ein
Hochsicherheitsspiel. Das Duell in der Hinrunde der Liga ging im Stadion des heutigen Gastes in London mit 1-0 an Millwall, die aber in der Liga-Rankings als Vierzehnter (von 24 Teams) mit 26
Punkten Rückstand auf die heutigen Hausherren somit als Underdog anzusehen waren. Leeds befindet sich derzeit an der Tabellenspitze mit fünf Punkten Vorsprung auf den dritten Platz. Die
Truppe vom deutschen Trainer Daniel Farke hat somit 15 Spieltage vor Ende beste Chancen auf den direkten Wiederaufstieg in die Premier League. Liga ist aber logischerweise Liga und hat für
ein Pokalspiel nichts zu sagen, das wissen wir ja Alle.
Farke hat ordentlich rotiert (satte zehn Wechsel zur letzten Aufstellung im Liga-Alltag) und seine Truppe tat sich auch sehr schwer offensive Aktionen zu kreieren. Millwall
tat eher wenig, hatte aber bei einem Fernschuss Glück, denn statt flach rechts auf‘s Tor zu kommen, wurde der Ball abgefälscht und schlug halbhoch links ein. United war kurz geschockt und
leistete sich einen kapitalen Abspielfehler in der Verteidigung, aber die Gäste hämmerten den Ball an den Querbalken. Nach dem Seitenwechsel eigentlich weiterhin das gleiche Bild, Leeds im
Vorwärtsgang, sobald man am Strafraum angekommen war, verließen sie dann die Ideen. Die Londoner spielten aus einer eng gestaffelten, aber gut stehenden, Abwehr heraus. Ein Konter durch den
bis dato einzigen Torschützen des Tages ließ das Ergebnis auf 0-2 schrauben, sehr zur Freude des Gäste-Anhangs (es waren über 1.800 Fans, die die vier Stunden einfache Fahrt auf sich genommen
hatten). Ihre Freude verstummte aber kurz darauf, als der Unparteiische auf den Punkt zeigte und die Einheimischen per Foulelfmeter die große Chance auf‘s verkürzen hatten. Mir blieb aber
leider das Erlebnis eines United-Torjubels vorenthalten, denn der Gäste-Torhüter entschärfte die Situation mit einem schönen Dive in die linke Ecke. Irgendwie war danach die Luft raus und man
hatte das Gefühl der Aufstiegskandidat könnte heute noch stundenlang spielen und würde die Hütte nicht treffen. So war es dann letztendlich auch, Millwall siegte überraschend mit 0-2 und zog
ins FA-Cup Achtelfinale ein. Ich hätte zwar echt gerne eine LUFC-Torjubel erlebt, aber das hat dennoch Spaß gemacht. Schöner, größtenteils noch alter, Ground, mit guter Stimmung auf beiden
Seiten. Das „we are Millwall, we are Millwall, no one likes us, we don‘t care“ ist auch immer wieder nett anzuhören. Bei solchen Spielen weiß man echt, warum man sich teilweise den ganzen
Stress antut!
Apropos Stress, damit geht es in Teil 2 dann weiter…
Zu Teil 2 des Berichts => KLICK!